Elevator-Heizer

zum Bild A005.42 der Ausstellung HAFENMENSCHEN


A005.42 – Bild 1 Ausstellungsbild


A005.43 – Bild 2 weiteres Bild auf dem Film

Als ich diese beiden im November 1949 gemachten Bilder im Archiv entdeckte, war ich beeindruckt. Sie sind die ersten ernsthaften Aufnahmen meines Vaters, die einen Arbeitsvorgang im Hafen zeigen, der zudem im Verborgenen statt fand.

Mein Vater begann 1949 zu fotografieren und viele Aufnahmen aus der Zeit hatten daher eher spielerischen, experimentellen Charakter. Diese Aufnahmen hier jedoch fallen durch ihren abgeklärten Charakter auf. Insbesondere durch die Dynamik: die nachvollziehbare Handlung ist eingebettet in die hohe Spannung zwischen dem Weiß des Feuers und der Schwärze des Raumes. Beiden Heizern sieht man den Schwung und ihre Reaktion auf die abstrahlende Hitze an. Und wenn man die Bilder länger betrachtet, meint man selbst die Hitze des Feuers zu spüren.

Auf Bild 1 liegt die Kohle noch auf der Schippe, der Heizer muß also kurz für die Aufnahme in der Bewegung inne gehalten haben, sonst wäre die Schippe mit der Kohle aufgrund der (vermutlich etwas längeren) Belichtungszeit wie auf Bild 2 nicht mehr sichtbar gewesen. Auf dem zweiten Bild ist daher die Schippe nur angedeutet zu sehen, aber im Kopf des Betrachters ist die Schippe trotzdem klar präsent.

Zugang zu den Getreidehebern hatte mein Vater, da er seit 1946 bei der Emder Elevator Gesellschaft als Inspektor beschäftigt war, ab 1956 als technischer Betriebsleiter der beiden Elevatoren. In seinem Arbeitspass von 1948 steht als Berufsbezeichnung Marine Ingenieur. Die tiefen Räume und letzten Winkel eines schwimmenden Gerätes waren ihm daher keineswegs fremd.

Das Befeuern des Dampfkessels war keine Tätigkeit auf einem schwimmenden Getreideheber (Elevator), die man von außen einsehen und daher quasi im Vorbeigehen ablichten konnte. Es gibt nur diese beiden Bilder auf dem Film (seinem 5. überhaupt) zu diesem Vorgang. Das heißt aber auch, daß er wohl überlegt in Abstimmung mit den beiden Heizern diese Aufnahmen gemacht haben muß. Um mehr Bilder zu machen war es vermutlich auch zu heiß in dem Raum.

Die Aufnahmen sind nacheinander auf dem selbem Heber (es gab zwei) enstanden. Das legen die Positionen der Griffe an der oberen Klappe und diverse Dreckspuren der Kesselanlage nahe. Das (leider unvollständig) geführte Findbuch meines Vaters verrät lapidar: Elevator-Heizer bei der Arbeit.

Ausstellung Hafenmenschen

Letzten Samstag ist die frei stehende und öffentlich zugängliche Ausstellung Hafenmenschen auf der Neutorstraße in Emden eröffnet worden.

Idee und Texte von Edzard Wagenaar, Kuratierung und Aufnahmen vom heutigen Emder Hafen von Tobias Bruns und die älteren von meinem Vater.

Daß es so schnell gehen wird, Bilder meines Vaters in der Öffentlichkeit zu zeigen, hatte ich nicht auf dem Plan. Das Archiv ist erst zur Hälfte erschlossen. Allerdings umfasst diese Hälfte bereits viele Hafenbilder.

Eine große Unschärfe war für mich die Größe der Ausstellungsbilder (DIN A1). Ich hatte bis dato Erfahrungen mit Ausdrucken bis A3 gemacht. Daher war klar, daß die Negative für die Ausdrucke mit dem dafür geeigneten Filmscanner in höchst möglicher Auflösung digitalisiert werden mußten. Was auch bedeutet, daß Kratzer und Flecken mit gescannt werden, die dann händisch am Computer beseitigt werden müssen. Und das ist aufwändig. Anfangs habe ich bis zu zwei Tage an einem Bild gearbeitet, mittlerweile geht mir das schneller von der Hand.

Von der Ausstellung bin ich begeistert. Die Bilder sind sehr gut ausbelichtet und aufgezogen worden, Text und Zusammenstellung sind hervorragend.

Die Ausstellung ist berührend. Das konnte man vor Ort merken. Für die gesamte Aktion bin ich Edzard und Tobias und den Emder Verantwortlichen sehr dankbar.

Die historischen Aufnahmen

In den nächsten Beiträgen werde ich die Bilder mit den (wenig) vorhandenen Informationen und weiteren mit ihnen zusammenhängenden Bildern vorstellen.

UPDATE: Katalog der historischen Aufnahmen