Einfach Arbeit

A021.14-2

Ich hatte vor kurzem in anderem Zusammenhang von einem systematischen Ausschalten kritischer Korrektive gelesen. Das ist wohl so eine Art geistiges Bordwerkzeug, welches dabei helfen kann Gedanken etwas strömungsgünstiger zu gestalten. Ich versuche es gerade verzweifelt bei mir anzuwenden, um platte Wortspielereien zu umschiffen.

Denn das Warten hat ein Ende. Die Ware ist im Zielhafen angekommen: tausend archivfeste Klarsicht-Filmhüllen für die ersten tausend Filme und die dazugehörige Anzahl Archivordnerboxen. Mein neues lichtstärkeres Objektiv für die Kontaktabzüge ist letzten Donnerstag verschifft worden. Letzte Woche ist zudem meine Freistellung für diesen Monat genehmigt worden. Am Freitag Nachmittag bin ich kurz in Emden gewesen und habe die Negativfilme verladen und nach Hamburg verholt. Ich habe jetzt 4 Wochen Zeit einen möglichst großen Teil des Bestandes ins Digitale zu hieven und zu erschließen. Wobei ich mich darauf konzentrieren werde, zuerst den physikalischen und zugleich stupidesten Teil der Arbeit auszuführen: das Umlagern der Filme in archivfeste Filmhüllen. Ich rechne mit 20 Filmen pro Stunde (die Aufwände sind von Film zu Film unterschiedlich) und komme so rechnerisch auf 12 Tage bei 8 Stunden täglicher Umhüllerei. Ich habe mir auch ganz fest und ironiefrei vorgenommen, morgens um sechs Uhr aufzustehn. Was mir als passioniertem Bettflüchter allerdings auch nicht so schwer fällt.

Von den Bildern der ersten Filme die ich versuchsweise komplett eingescannt habe, sind zahlreiche Bilder dabei, die Menschen im Hafen bei der Arbeit zeigen. Irgendwie liegt in diesen Bildern ein kräftiges In-die-Hände spucken und Anpacken.

Mir graut ein wenig vor der Stupidität der Vorgänge, allerdings ist es sehr spannend die Negative zum ersten Mal beim Sortieren auf der Leuchtplatte zu sehen. Zum einen bekomme ich eine guten Eindruck der Motive auf den übrigens zumeist sehr gut erhaltenen Filmen. Zum anderen, da ich chronologisch vorgehe, ist mir, als bekäme ich ständig Antworten auf Fragen, die ich noch gar nicht gestellt hatte. Es wird auch eine Zeitreise durch meine eigene Vergangenheit sein. Also: es ist alles an Bord, die Reise geht los.

Die Bilder zeigen Löscharbeiten auf dem schwedische Zuckerdampfer „Valhall“ am 13.7.1950 im Emder Hafen.

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